Samstag, 10. November 2007

Die Wunderhostie von Seefeld / Innsbruck

Seefeld_Tirol_1-1 Buchstäbliche Urkunde über die Entstehung der heil. Hostie, verfasst auf Befehl Sr. Majestät Kaiser Karl VI.

Kundt und zuwüssen seye Jedermann.

Als in dem Jahr nach Christi Geburth aintaußent dreyhundert vier und achtzig ain Mächtiger Edelmann Nahmens Oßwald Milser, der zu selber Zeit den gleich außer Seefeld gelegenen Burgfriden und Schlößl Schloßberg besitzete, zur österl. Zeit den fünff und zwanzigsten Marty am heil. Grien Donnerstag das Allerheiligste Sacrament empfangen wollte, und auß all zu großen Hochmueth von dem Priester zu Seefeld nicht wie andere Layen, und arme Leüth mit einer kleinen, sondern mit einer großen Heil. Hostia gespeiset zu werden begehrte, der Priester auch ihme dieses begehren wegen seinen großen ansehen auß Forcht und Menschlicher Schwachheit, nit abzuschlagen gethrauete, mithin demselben die große Hostiam darreichte.

Das besagter Edlmann, so bald als ihme der Priester das heil. Sacrament auf die Zungen legte, vor dem Altar augenblicklich bis an die Knie in die Erdten gesunken, und da er sich an den Altarstein halten wollte, auch dieser der Hand wundersam gewichen seye. Wie dann die Zaichen noch allda zu sehen.

Wie dann der Priester die H. H. Hostiam dem Edlmann gleich wiederumen aus dem Mund nahme, wäre selbe von des Mundts Nattürlichen Feüchtigkeit etwas zusammengezohen, und mit Bluet- und Blauen Biß-Zeichen unterloffen, und wirdet dieselbe bis heunt zu Tag in diese Gesalt allhier in einer Monstranzen aufbehalten. Der Milser fielle in große Reühe, thete Bueß, und Starb nach zwey Jahre zu Stambs in aller Gottes-forcht. Sein Weib aber wollte obig ihro auß der Kürchen gleich beigebrachte Begebenheit nit glauben, es were dann, wie sye sprache, daß der ihro Zugegen gewesste Holzstock frische Rosen brächte, welches auch zu so ungewöhnlicher Jahres Zeit augenblücklich geschehen. Worüber Sye Rasend worden, und in die Wildnussen wie Wildes Thyer verloffen ist.

 

Von einem Zisterzienser-Ordenspriester ("Gebet- und Erbauungsbuch zunächst für die Wallfahrer zum heiligen Blute in der St. Oswalds-Kirche in Seefeld", Innsbruck 1886)

(Veröffentlicht in: «DAS ZEICHEN MARIENS», 24. Jahrgang, Nr. 9, Januar 1991, Seite 7634-3735)