Sonntag, 28. Januar 2007

Warum das Leiden?

Eine Meditation über das Leiden, das Weh, die Not, die Tränen, den Jammer, das Elend ist bitter notwendig. Wir leben hier - das vergessen die meisten heute - im "Jammertal", im "Tal der Tränen", im "Exil", in "der Verbannung", in "der Wüste", nicht im "Gelobten Land", nicht im Land, "wo Milch und Honig fließt", nein, alles was uns umgibt ist uns feindlich, stellt uns nach, will uns zu Fall bringen, uns verderben, morden, vernichten. Dies freilich im geistigen, übernatürlichen Sinne. Und da fragen wir uns: wozu all dies? Wozu die Krankheiten, die Unfälle, die Katastrophen, der Hunger, die Epidemien, die Ungerechtigkeiten, Greueltaten, die Verbrechen, und wozu überhaupt der Tod? Und noch viel mehr: Wozu die Sünden, das Böse, das Satanische, das EWIGE VERDERBEN, die EWIGE VERDAMMNIS? Warum, wozu , wofür?

Die Antwort darauf lautet:
Weil es Gott gibt, weil Gott IST, weil Gott DIE LIEBE ist, weil Er die GERECHTIGKEIT ist, weil Er die BARMHERZIGKEIT ist, weil Gott die REINHEIT, die UNBEFLECKTHEIT ist, usw. Die Liebe kann nur Liebe schenken, wo sie wieder Liebe erhält. Wenigstens wieder Liebe erhoffen, erwarten kann. Gott wollte uns FREI, damit wir Ihn FREI lieben. Im gefallenen Zustand, in dem wir uns aber seit Adams und Evas Sündenfall befinden, ist es uns einfach nicht möglich, Gott so zu lieben, wie wir es bei gutem Willen möchten und wie Er es verdienen würde, solange wir nicht etwas ganz Bestimmtes zuhilfe nehmen können: das LEIDEN! Lieben und Leiden müssen sozusagen eine Ehe eingehen, damit aus den beiden das wieder entsteht, was wir durch die Erbschuld verloren haben. Die Taufe tilgt sakramental das uns von Gott Trennende und setzt uns wieder in die Kindschaft Gottes ein, wir bleiben aber mit allen Schwächen behaftet, so auch mit der Unfähigkeit, Gott so zu lieben, wie wir es möchten und wie Er es verdienen, wie es Ihm gebühren würde. Könnten wir in diesem gefallenen, geschwächten, havarierten Zustand nicht leiden, keinen Schmerz empfinden, kein Weh, keine Tränen, keine Not, keinen Mangel, dann wäre es sehr schlecht um uns bestellt, dann wären wir die Unglücklichsten! O Gott, was hast Du in Deiner unendlichen Weisheit getan? Was hat uns Deine heiligste Vorsehung bereitet? Die LEIDENSFÄHIGKEIT, ja, und die LEIDENSGELEGENHEIT! Wie wunderbar sind Deine Wege, Herr, wie abgrundtief Dein Sinn. Danken wir Gott auf den Knien, im Staube der Erde unser Antlitz versenkt, daß es auf unserem Lebensweg, auf unserer WÜSTENWANDERUNG so viel Leiden, so viel Elend und Not gibt! Nur wenn wir das Leiden mit beiden Armen umfangen wie etwas Willkommenes, Gewünschtes, Ersehntes, dann sind wir fähig, Gott so zu lieben, wie wir es selber wünschen, wie Er es Sich ersehnt, wie es uns einzig und allein befriedigen, unser ruhloses Herz befrieden kann. Durchgehen wir all die Leben der Heiligen. Was fällt uns da sofort auf? Es ist die unbändige Liebe, Sehnsucht, das Verlangen nach dem Leiden, dem Schmerz, dem Opfer, der Abtötung. Ja, nichts anderes als die Schmerzen, die wir gottergeben, ja liebevoll angenommen und durchlitten haben, vermag uns die Gewißheit zu verschaffen, daß wir nicht von Gott verstoßen sind. Unsere Liebe, was wäre sie, wenn sie in Daunen gebettet bliebe?
Was hat GOTT denn getan, um uns zu lieben? "So sehr hat Gott die Welt geliebt, daß Er Seinen Eingeborenen dahingab... bis zum Tode am Kreuz"! Auch die inkarnierte Liebe Gottes wußte keine höhere Liebe uns armen Menschen gegenüber als die LEIDENS-LIEBE, die GEKREUZIGTE LIEBE! Er, Gott, hat kein besseres Mittel, keinen besseren Weg gefunden, uns zu erlösen, wirksam zu erlösen, als die SCHMERZVOLLE LIEBE und den LIEBEVOLLEN SCHMERZ! Gott, mein Gott, schick mir lieber tausend qualvolle Leiden als immer nur Gesundheit, als immer nur Erfolg und Glück. Ich müßte um mein ewiges Heil bangen, wenn nie Deine Zuchtrute und nie Deine Liebeslanze mich verwundete. Mit dem heiligen Ignatius von Antiochien möchte ich ausrufen: "Feuer und Kreuz und Rudel von wilden Tieren, Zerschneidung, Zerteilung, Zerstreuung von Knochen, Zerhauung von Gliedern, Zermahlung des ganzen Körpers, üble Plagen des Teufels sollen über mich kommen, nur daß ich zu Jesus Christus gelange. Nichts können mir die Enden der Welt nützen, noch die Königreiche dieser Weltzeit. Es ist besser für mich, auf Christus Jesus hin zu sterben, als König zu sein über die Enden der Erde. Ihn nur suche ich, den für uns Gestorbenen; ihn nur will ich, den um unsertwillen Auferstandenen. Die Wehen sind mir auferlegt!" (An die Kirche der Römer)
Der hl. Pfarrer von Ars sagt so schön: "Wir beklagen uns, wenn wir leiden; wir hätten weit mehr Ursache, uns zu beklagen, wenn wir nicht leiden, denn nichts macht uns unserem Erlöser so ähnlich, wie die Leiden und das Kreuz. O schöne Vereinigung der Seele mit Jesus Christus, ihrem Herrn! Das Kreuz fliehen, heißt dies nicht, Denjenigen fliehen, der an dasselbe angeheftet worden ist und für uns daran sterben wollte? Die Widersprüche führen uns an den Fuß des Kreuzes, und das Kreuz führt uns in den Himmel." Und mit dem hl. Petrus Chrysologus schließe ich: "Frohlocke, meine Seele, denn die Trübsal, die du leidest, ist augenblicklich, die Glorie aber, die dich erwartet, ist ewig!" SURSUM CORDA!

Dazu (in französischer Sprache) diese Texte.

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