Sonntag, 28. Januar 2007

Turza in Oberschlesien, das polnische Fatima

Nach einem Bericht von Frau Anna Knoppik aus Zabrze/Hindenburg

Wenn man von Gleiwitz aus in südlicher Richtung über Rybnik zur tschechischen Grenze fährt, kommt man, etwa 7 km hinter Wodzislaw, zu der Ortschaft Turza. Neben Tschenstochau ist Turza der größte Wallfahrtsort in Polen, dieses allerdings erst nach dem letzten Krieg. Während des Krieges war Turza nur ein kleiner bäuerlich geprägter Ort mit einer kleinen Kapelle. Die Gemeinde wurde von einem Priester aus der Nachbarschaft betreut.
Bei dem Vormarsch der Russen 1945 wurde das Gebiet von Turza zu einem blutigen Schlachtfeld und einem großen Totenacker. Auf dem Gebiet in und um Turza, auf etwa einem Quadratkilometer, wurden an die 30'000 Gefallene registriert: Russen und Deutsche, Polen und Tschechen. Während der schrecklichen Kämpfe wurde immer wieder eine "weiße Frau" gesehen, die sich über die Sterbenden beugte und ihnen beistand. Unter den kämpfenden Soldaten waren zwei junge Abiturienten, die sehr miteinander befreundet waren. Als der eine von ihnen nicht zurückkam, machte sich der andere am Abend auf den Weg, um seinen Freund zu suchen. Er versuchte, ihn unter den vielen Toten zu entdecken. Da kam die "weiße Frau" und sagte zu ihm: "Suche nicht weiter! Er, den du suchst, ist schon bei mir."Als die Dorfbewohner am Ende des Krieges aus ihren Erdhöhlen und aus den Wäldern zurückkehrten, standen sie buchstäblich vor dem Nichts. Der Ort war vollständig zerstört. Der Priester Ewald Kasperczyk nahm sich der Verlassenen an. Man beriet jetzt, was zu tun sei. Die Leute meinten, man müßte hier auf diesem Schlachtfeld, wo so viele Soldaten ihr Leben lassen mußten und der ganze Boden mit Blut getränkt sei, ein großes Denkmal errichten. Man hatte auch verschiedene Vorschläge zur Hand. Der Pfarrer meinte dazu, wenn man eine Kirche errichten würde, so sei dies das schönste und beste Denkmal. Dann könnte man auch in dieser Kirche für die vielen Gefallenen und für den Frieden beten. Es war am 13. Mai 1946, als man den Entschluß faßte. Der Pfarrer sagte den Leuten, wenn wir am 13. Juni 1946 hundert Steine beisammen haben, fangen wir an zu bauen. - Als der 13. Juni 1946 kam, lagen 200 Steine sauber aufgeschichtet mitten in der zerstörten Ortschaft, dort, wo man die Kirche bauen wollte.
Als der Priester das gesehen hatte, ging er nachdenklich die 7 km zu seinem Wohnort zurück. Er betete und wandte sich an die Mutter Gottes: "Nun muß ich die Kirche wohl bauen, doch bei den vielen Toten, die hier gefallen sind, muß es schon eine große und würdige Kirche sein. Wie soll ich das anfangen? Wir brauchen einen Architekten, der uns die Baupläne fertigstellt, und vor allem wir brauchen Geld, viel Geld, denn die Leute selber haben nichts. Sie haben alles verloren und leben in den Trümmern." Wie er so betete und nachdachte, kam ihm ein Mann auf einem neuen Fahrrad entgegen. Der Pfarrer wunderte sich sehr, wo dieser das neue Fahrrad her hatte. Er hielt bei ihm an und sagte: "Herr Pfarrer, Sie haben Sorgen?" Und er übergab ihm ein Paket. Als der Pfarrer das Paket öffnete, befanden sich darin 100'000 Zloty, zur damaligen Zeit eine gewaltige Summe. So fingen die Leute an, die Kirche zu bauen, noch bevor sie ihre eigenen Häuser aufbauten. Unter den Heimkehrern wurde ein Architekt gefunden, der die Baupläne fertigstellte, und bis zum Herbst 1947 war eine große und schöne Kirche im Rohbau fertiggestellt, die dann später bei der Einweihung auf den Titel der Madonna von Fatima konsekriert wurde. 10 Jahre später schon wurde dieser Kirche von Rom aus der Titel "Sanktuarium 1. Klasse" verliehen.
Zu der Zeit damals, als sich 1946 diese Dinge in Turza abspielten, hielten sich einige versprengte Soldaten aus Turza im Bayerischen Wald auf. Sie gingen zu Resl Neumann nach Konnersreuth und fragten sie, ob sie in ihre Heimat zurückkehren sollten, obwohl dort die Russen seien. Resl antwortete ihnen: "Geht in euere Heimat. Die Mutter Gottes wartet auf euch. Euer Pfarrer baut eine Kirche, helft ihm dabei!" Und sie gab den Soldaten ihre eigene kleine Fatima-Madonna mit auf den Weg. Die Soldaten kamen glücklich in Turza an und die Fatima-Madonna wurde mit großer Freude in Empfang genommen. Sie steht jetzt über dem Portal der Kirche.
Im Jahre 1951-52 wollte man nun für diese große Wallfahrtskirche endgültig eine große Fatima-Madonna vorne im Chor aufstellen. Man nahm Verbindung auf mit Fatima, und von dort wurde nun eine lebensgroße Statue geschickt. Man stellte dieser Fatima-Madonna sogar einen Paß aus wie für eine lebende Person. An der tschechischen Grenze wurd sie jedoch abgewiesen und man mußte umkehren. Nun suchte man eine andere Möglichkeit. Die Madonna wurde auf einem Schiff verladen und reiste nun durch die Nord- und Ostsee nach Szczecin / Stettin. Auf die Nachricht, daß die Madonna dort eingetroffen sei, kamen Tausende von Menschen, Bischöfe und Priester ihr entgegengezogen. Die Oder wurde zu einer großartigen Schiffsprozession, und feierlich wurde die Madonna nach Turza geleitet. Dort blühte die Wallfahrt nun gewaltig auf. Es war besonders das segensreiche Wiken des Priesters Ewald Kasperczyk, der Turza überall in Polen bekannt werden ließ. Dieser hochbegnadete Priester führte dort die sakramentale Krankensegnung ein. Bei der Segnung ging er mit dem Allerheiligsten zu jedem Kranken, berührte mit der Monstranz dessen Stirne und fragte ihn: "Glaubst du?" Erst wenn diese Frage beantwortet war, bekam der Kranke den Segen. Es wird von unzähligen Heilungen berichtet, die dort geschehen sind. So stieg die Zahl der Wallfahrer nach Turza gewaltig an. Viele kommen jetzt noch zu Fuß und fasten bei Wasser und Brot. Manche sind 14 Tage und noch länger unterwegs und opfern dafür ihren Urlaub.
Dieser Krankensegen wird nun von Mai bis September an einem jeden Sonntag erteilt. Jeder 13. Monatstag ist als Fatimatag der Hauptwallfahrtstag. Seit 1954 übernahm Turza auch die vier Tränentage zu Ehren der weinenden Madonna von Syrakus. So wird jetzt noch vom 29. zum 30. jeweils eine Sühnenacht gehalten, an der oft bis zu 5'000 hl. Kommunionen ausgeteilt werden.

Pfarrer Ewald Kasperczyk ist am 16.11.1980 im Alter von 66 Jahren gestorben, tief betrauert von seiner Gemeinde und von den Wallfahrern. Durch ihn hat Fatima in Polen Heimatrecht erworben. In Turza wurde ein mächtiges Bollwerk des Gebetes errichtet zum Segen für das polnische Volk und für Europa.

Zu Turza (Slaska) siehe auch diese polnische Internetseite und diese wichtige Linkseite bezüglich Wallfahrtsorten.

Wir bitten Leser, die im Besitze von Fotos, Ansichtskarten wäre, uns solche einzusenden!

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